Digitale Transformation der Wirtschaft
5.1. Transformationsoffensive
Im Rahmen der Klima- und Transformationsoffensive wird der Wandel hin zu einer nachhaltigen, auf erneuerbaren Energien basierenden und in allen Sektoren digitalisierten sowie zukunftsfitten Wirtschaft unterstützt. Damit wird die Transformation des Wirtschaftsstandorts beschleunigt; der österreichische Wirtschafts-, Forschungs- und Produktionsstandort sowie der heimische Arbeitsmarkt wird nachhaltig gesichert und gestärkt.
Ziele sind außerdem die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, der Ausbau der Resilienz und die Reduktion von Lieferabhängigkeiten sowie der Auf- und Ausbau der Technologieführerschaft. Seitens der Bundesregierungen stehen für die Transformation 2023 - 2026 4,9 Mrd. EUR zur Verfügung.
5.2. Unterstützung der Digitalisierung von KMU
Eine nachhaltige Industrieentwicklung sowie der gegenwärtige Fachkräftebedarf regen einen entsprechenden Wandel der Arbeitswelt sowie der Weiterbildungsmaßnahmen an. Daher werden die Qualifizierungsangebote für Unternehmen mit einem Fokus auf neue Schlüsselkompetenzen fortgeführt. Auch wird die Zielgruppe KMU um jene der Großunternehmen erweitert.
Im Vergleich zum EU-Durchschnitt sind österreichische KMU digitale Vorreiter, ihre digitale Intensität ist deutlich höher. 30% der österreichischen KMU sind im E-Commerce aktiv, in der EU sind es 22%. COVID-19 war in vielerlei Hinsicht ein "Booster" der Digitalisierung, auch im Unternehmensbereich: Insbesondere kleine Unternehmen haben bei der Implementierung digitaler Technologien aufgeholt.
KMU sollten auch bei digitalen Kompetenzen und Professionalität aufschließen. Bei der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen hinken KMU noch nach und sind daher oft leichtes Ziel für Cyber-Kriminalitätsaktivitäten. Hier wurden mit gezielten Förderungsmaßnahmen im Zuge von KMU.DIGITAL wichtige Impulse gesetzt.
Um Unternehmen (und vor allem KMU) bei der digitalen Transformation zu unterstützen, wurden in Österreich sechs Digital Innovation Hubs (DIH) und vier European Digital Innovation Hubs (EDIH) eingerichtet. Dadurch erhalten Unternehmen direkten Zugang zu Partnern aus Forschung und Wirtschaft zu Themen wie KI, IT- und Cybersicherheit, Blockchain, Big Data, Industrie 4.0 und digitale Transformation allgemein. Die DIH sind über Österreich verteilt, wodurch Unternehmen einen Ansprechpartner vor Ort in ihrer Region haben.
Für 2024-2026 stehen zusätzlich zu den vorhandenen Programmen des AMS rund 40 Millionen Euro seitens des BMAW im Rahmen der Qualifizierungsoffensive zur Verfügung. Drei Formate werden für die Förderung zur Verfügung stehen:
Skills Schecks
Qualifizierungsprojekte
Weiterbildungs-Labs
5.3. Innovative Lehrausbildung
Lehrberufe werden regelmäßig evaluiert und Berufsbilder erneuert bzw. angepasst. Die neuen Ausbildungsordnungen sind nach Lernergebnissen formuliert und gliedern sich in fachliche und die fachübergreifende Kompetenzbereiche "Arbeiten im betrieblichen und beruflichen Umfeld", "Qualitätsorientiertes, sicheres und nachhaltiges Arbeiten" und "Digitales Arbeiten".
Es werden bei neuen Lehrberufspaketen Kompetenzen, insb. zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit in die Berufsbilder aufgenommen. Zusätzlich zu den konkreten Inhalten der Lehrberufe werden auch neue Lehrberufe im Bereich "Digitalisierung" aufgenommen. So soll im aktuellen Paket der Lehrberuf Einzelhandel - Schwerpunkt Digitaler Verkauf - als Regellehrberuf aufgenommen werden.
Um besonders zukunftsorientierte Ausbildungen zu fördern wurde zudem der Digi-Scheck bis 2024 verlängert. Von dieser Förderung profitieren vor allem Lehrlinge und Nachwuchstalente, aber in weiterer Folge auch die Unternehmen. Pro Lehrling und pro Kalenderjahr werden weiterhin bis zu drei Kursmaßnahmen in der Höhe von jeweils maximal 500 Euro - insgesamt also höchstens 1.500 Euro - gefördert.
5.4. Digitale Rot-Weiß-Rot-Karte
Die Bundesregierung hat bereits eine umfassende Reform der Rot-Weiß-Rot – Karte zur Beschleunigung und Vereinfachung des Verfahrens umgesetzt. Nun geht es darum, die Änderungen in die Fläche zu bringen. Einen weiteren Schritt zur Beschleunigung des Verfahrens soll die vollständige Digitalisierung des Workflows darstellen.
Von der Antragstellung bis zur behördeninternen Abstimmung soll die Rot-Weiß-Rot – Karte rein digital abgewickelt werden. Dazu sollen bestehende Initiativen wie das Projekt AnNA ausgeweitet werden.
5.5. Digitaler Tourismus
Im Tourismus gilt es, Potentiale durch Digitalisierung noch stärker zu nutzen, insbesondere in folgenden Bereichen:
- Definition von Register- und Schnittstellenstandards zur Erfassung touristischer Privatquartiere ("Beherbergungsregister"), um die Digitalisierung des Meldewesens ("Digitales Gästeblatt") sowie die Implementierung der EU-Gesetzesinitiative zur Kurzzeitvermietung zu unterstützen.
- Erhebung und anwenderorientierte Aufbereitung zusätzlicher tourismusrelevanter Datenunter Berücksichtigung des dezentralen Datenmanagement-Systems der Österreich Werbung ("Data Space Tourism").
5.6. Digital fitte Gesellschaftsform
Um insbesondere auch für innovative Start-ups und Gründerinnen bzw. Gründer in ihrer Frühphase eine international wettbewerbsfähige Option zu bieten, soll eine neue Kapitalgesellschaftsform geschaffen werden.
5.7. Digital Services Act (DSA)
Der DSA wird als zentrales EU-Instrument zur Bekämpfung von Hass im Netz einen besseren Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern und ihren Grundrechten im Internet sicherstellen. Durch die Schaffung eines klaren Transparenz- und Rechenschaftsrahmens für Vermittlungsdiensteanbieter (somit auch Online-Plattformen) wird eine effizientere, auch grenzüberschreitende Bekämpfung von rechtswidrigen Inhalten im Internet ermöglicht.
Im Laufe des Jahres 2023 obliegt es, die nationalen Rahmenbedingungen zum DSA zu schaffen, der grundsätzlich als VO direkt anwendbar ist. Die Begleitregelungen zum DSA werden derzeit ressortübergreifend vom BMJ und BKA-VD erarbeitet. Dabei müssen insbesondere Regelungen für einen durch den DSA vorgesehenen Koordinator für Digitale Dienste (KDD) geschaffen werden. Es ist in Aussicht genommen, die KommAustria als KDD zu nominieren.
5.8. Digitale Landwirtschaft
Zur Ausnutzung des Potentials der Digitalisierung für Österreich und die österreichischen Bäuerinnen und Bauern, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer werden bis Mitte 2023 konkrete Umsetzungsmaßnahmen für die Bereiche Forschung, Verwaltung, Beratung, Aus- und Weiterbildung, Innovation und Förderungen für die österreichische Land- und Forstwirtschaft definiert und in weiterer Folge umgesetzt. Dadurch wird die Verwendung neuer Technologien in der Land- und Forstwirtschaft noch weiter forciert werden.
Für eine noch nachhaltigere, klima- und ressourcenschonendere Tierhaltung und Bewirtschaftung von Grün- und Ackerland und Wäldern sowie attraktiven ländlichen Räumen ist neben der flächendeckenden Verfügbarkeit von Breitband-Internet der Aufbau der entsprechenden digitalen Kompetenzen notwendig.
Demonstrationsbetriebe, wie beispielsweise die Innovation-Farm, bei der neue Technologien und Trends auf Grundlage von konkreten Anwendungsfällen unter realen Bedingungen getestet werden und die Ergebnisse anschaulich und greifbar dargestellt werden, leisten einen wertvollen Beitrag, um die Anwendung dieser Technologien rascher in die Breite zu bringen. Auch die Bereitstellung und die Nutzung der gewonnenen Maschinen- und Sensordaten und die Etablierung eines Datenraums für die Land- und Forstwirtschaft hat große Bedeutung für die Zukunft.
Die Anwendung von KI spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle. Mit der österreichischen Beteiligung beim Projekt AGRIFOOD-TEF (ein 5-Jahresprojekt im Rahmen des Programms "Digitales Europa") werden in Österreich physische und digitale Testumgebungen für innovative KI- und Robotik-Anwendungen im Agri-Food-Sektor geschaffen und der Wirtschaftsstandort gestärkt. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Projekte zum Thema KI, um u.a. den Herausforderungen im Bereich der Ressourcennutzung, der Energienutzung, des Klimawandels, klimafitter Wälder und der Ernährungssicherung zu begegnen.
Der digitale Aktionsplan Landwirtschaft liefert neue Maßnahmen für die Digitalisierung und wird noch in diesem Jahr präsentiert.
Bereits jetzt unternehmen wir große Anstrengungen, die Land- und Forstwirtschaft beim digitalen Wandel bestmöglich zu unterstützen.